Das minoische Koumasa

Interdisziplinäre Forschungen zu Besiedlung und Landschaftsgeschichte in der Bronzezeit auf Kreta

Beschreibung und Bedeutung des Forschungsvorhabens

 

Gegenstand des 2012 initiierten und langfristig angelegten Projektes der Universität Heidelberg ist die Region von Koumasa auf Kreta, die zu den letzten unberührten Flecken der Insel zählt. Durch die lückenlose Dokumentation ihrer archäologischen Überreste und Landschaftsgeschichte soll die Interaktion zwischen Mensch und Umwelt in einer typischen mediterranen Landschaft während der Bronzezeit umfassend rekonstruiert werden. Ein zentrales Anliegen des Projektes besteht darin, ein neues Modell für den Umgang mit dem kulturellen Erbe in mediterranen Randregionen zu entwickeln, das nicht nur neue wissenschaftliche Wege öffnet, sondern auch eine konkrete wirtschaftliche Perspektive für die lokale Bevölkerung bietet.

Tongefäß "in situ"

Gebäudereste

Statuette "in situ"


Konzept

 

a) Wissenschaftliche Dimension

 

Koumasa ist einer der bedeutendsten Fundorte der minoischen Kultur, der bis jetzt nicht systematisch untersucht werden konnte. Die lange Belegung von Siedlung, Heiligtum und Gräberfeld umfasst eine Zeitspanne von ca. 15 Jahrhunderten (c. 2800-1300 v. Chr.), die fast die gesamte Geschichte der minoischen Kultur deckt. Primärziel des neuen Projektes ist die Entwicklung dieses überregionalen Zentrums durch den Einsatz moderner Dokumentationsmethoden zu verfolgen und dabei auch diese Methoden durch ihre zielgerichtete Anwendung weiterzuentwickeln. Durch eine interdisziplinäre Herangehensweise soll die rein ‘antiquarische’ Beschäftigung der Archäologie mit Kleinfunden überwunden und die Wechselwirkung zwischen der antiken Bevölkerung und ihrem Lebensraum erkundet werden. Das Koumasa-Projekt verdankt allerdings seine hohe Signifikanz und Sichtbarkeit nicht nur der erfolgreichen Umsetzung dieser methodischen Ziele, sondern auch einer Reihe von spektakulären Funden, die im neuen regionalen Museum von Mesara (Südkreta) ausgestellt werden sollen.

 

 

 

b) Soziale/wirtschaftliche Dimension - "Angewandte Archäologie"

 

Unser Feldprojekt geht über die engen Grenzen einer archäologischen Grabung hinaus und setzt sich zum Ziel, die minoische Stätte und ihre Umgebung als eine archäologische Landschaft zu erschließen. Das Konzept der ‚archäologischen Landschaft‘ verbindet in eine sinnvolle und erfahrbare Einheit die Landschaft, die Fauna und Flora, die Denkmäler und schließlich die Menschen und die kulturellen Praktiken einer peripheren Region und verschränkt somit Vergangenheit und Gegenwart. In enger Zusammenarbeit mit dem kretischen Verwaltungsbezirk und den lokalen Behörden beabsichtigen wir die archäologische Stätte und ihre Landschaft als einen Ort der Vergangenheit zu erschließen und zu präsentieren, den die Besucher mit allen fünf Sinnen wahrnehmen können. Im Rahmen einer ‚Angewandten Archäologie‘ wollen wir unser archäologisches Wissen dazu nutzen, um authentische Praktiken im Bereich des Kunsthandwerks, der Ernährung oder der Nutzung von Naturressourcen zu fördern oder wiederzubeleben. Die Realisierung dieses Ziels wird der lokalen Bevölkerung eine nachhaltige wirtschaftliche Perspektive bieten, die im Einklang mit dem besonderen Charakter der Landschaft und ihrer Geschichte steht.

 

 

 

c) Politische Dimension

 

Das Koumasa-Projekt ist das einzige laufende archäologische Feldprojekt mit deutscher Beteiligung auf Kreta und das zweite überhaupt nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Insel. Diese beispielhafte binationale Kooperation in einer abgelegenen kretischen Region, die ganz wesentlich zu ihrer umweltschonenden Entwicklung beitragen kann, genießt bereits hohes Ansehen in wissenschaftlichen Kreisen, den griechischen Behörden und vor allem der lokalen Bevölkerung. Unser Ziel ist ferner, dass wir das Konzept und die Ergebnisse dieser deutsch-griechischen Kooperation medienwirksam zu vermitteln, wie zuletzt in der ARTE-Dokumentation „Das Geheimnis von Phaistos“.

 

 

Ein Gefäß wird auf der Töpferscheibe hergestellt.

 

"Cretan Hands" ist ein Netzwerk zur Verbreitung und Förderung kretischer Qualität und Tradition mit zahlreichen Vorteilen für die kretische Wirtschaft. Es wurde von der Industrie- und Handelskammer Heraklion gegründet und wird von allen kretischen Industrie- und Handelskammern unterstützt. Ziel ist die Auswahl authentischer kretischer Produkte mit gemeinsamer Kennzeichnung und Qualität, wodurch ein starker Markenname entsteht.

mehr: http://cretanhands.com/en/


Ziele

 

Das Koumasa-Projekt verfolgt somit folgende Ziele

 

- Realisierung eines interdisziplinär angelegten Untersuchungskonzeptes, das neue Wege in der Kooperation der Archäologie mit anderen Disziplinen (Geographie, Wissenschaftliches Rechnen, Ethnologie ) eruieren soll,

 

- Einsatz modernster Methoden (Digitale Archäologie, Archäometrie, Archäzoologie, Archäobotanik, Mikromorphologie),

 

- Erprobung neuer Visualisierungsmethoden und Auswertung ihrer wissenschaftlichen Aussagekraft,

 

- diachrone Betrachtung der Interaktion zwischen Mensch und Umwelt in einer Landschaft, die aus geographischer, klimatischer und kultureller Sicht den Charakter einer Grenzregion hat,

 

- rasche und lebendige Vermittlung der wissenschaftlichen Ergebnisse an das breite Publikum durch Betonung gegenwartsbezogener Aspekte (Klimawandel, Naturkatastrophen, Ressourcenknappheit, u.a.)

Unterstützung durch deutsche Sponsoren/Institutionen

 

Durch die ambitionierte Zielsetzung unseres Vorhabens, das die engen Grenzen der Archäologie überschreitet, sind wir auf die Unterstützung durch deutsche Sponsoren/Institutionen angewiesen. Dies betrifft insbesondere die soziale/wirtschaftliche Dimension des Projektes, die nicht durch Stiftungen zur Förderung wissenschaftlicher Forschung unterstützt werden kann. Für die Realisierung des Konzeptes der archäologischen Landschaft sind: a) der Aufbau einer elementaren Infrastruktur für den regelmäßigen Aufenthalt und Arbeit des wissenschaftlichen Teams, b) die Restaurierung der sichtbaren architektonischen Überreste und c) Maßnahmen zur Zugänglichkeit der Grabungsstätte notwendig.

 

 

Spendenkonto: ArchaeNova e.V., Bezirkssparkasse Heidelberg, IBAN: DE19 6725 0020 0001 3117 86, BIC: SOLADES 1HDB, Verwendungszweck: "Projekt Koumasa"

Links und weitere Informationen

 

Koumasa Landscape Project der Universität Heidelberg, Institut für Klassische Archäologie


Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite: Prof. Dr. Diamantis Panagiotopoulos, Universität Heidelberg, Institut für Klassische Archäologie.

Seitenbearbeiter: Michael Morsch, Christoph Gerber, Karl-Heinz Halbedl

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