Vereinsgeschichte

Der Verein ist sehr stark mit der Person Klaus Schmidt, dem Ausgräber vom Göbekli Tepe und damit auch mit den dortigen Forschungen verbunden.

 

Klaus Schmidt entdeckte 1994 im Rahmen einer Oberflächenbegehung in der Region Urfa in der Südosttürkei auf der Suche nach einem Nachfolgeprojekt für die neolithische Grabung Nevali Çori den Göbekli Tepe als bedeutendes steinzeitliches Bergheiligtum. Der Fundplatz zeichnet sich durch monumetale Architektur aus dem 9. Jt. v. Chr. aus und ist deshalb einzigartig.

 

Um dort die Grabung und Forschung zu unterstützen kam die Idee auf, einen Förderverein zu gründen. Im Jahre 1995 wurde daraufhin der Verein „ArchaeNova – Gesellschaft zur Förderung prähistorischer Archäologie e.V.“  von Studierenden und Wissenschaftlern des Heidelberger Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie auf Initiative von Klaus Schmidt in Heidelberg gegründet.

 

Der Vereinsname ist eine Zusammensetzung aus dem griechischen Wort archae für "alt" und dem lateinischen nova für "neu". Darin soll der Gedanke zum Ausdruck kommen, das Alte mit neuen Methoden zu erforschen. Dabei klingt auch die biblische Arche Noah als Bild für die Rettung alter Kulturgüter an.  

 

In den Folgejahren unterstützte der von Klaus Schmidt bis zu seinem Tode im Jahr 2014 geleitete Verein dessen Grabungen auf dem Göbekli Tepe. Der Verein leistete in den ersten Jahren die notwendige finanzielle und logistische Unterstützung und hat damit auch Anteil an den sensationellen Ergebnissen der Grabungen. Etliche Vereinsmitglieder waren immer wieder mal  auf dem Göbekli zu Gast. Begleitend zur Grabung auf dem Göbekli Tepe wurde auch die sich in der Ebene unterhalb des Göbekli Tepe befindliche und etwas jüngere Siedlung Gürcütepe (8. Jt. v. Chr.) untersucht.

 

Ferner förderte der Verein die Grabungen in Medeon (Boiotien/1995 - 1997) in Griechenland, Pietrele (2003 - 2007) in Rumänien und Ain Ghazal (2000 -2002) in Jordanien. In der mykenischen Siedlung Medeon wurden ältere früh- und mittelbronzeitliche Schichten untersucht. Der kupferzeitliche Siedlunghügel Pietrele (5. Jt. v. Chr.) ist für die Erforschung der Entwicklung der Kupfermetallurgie von Bedeutung. Die neolitische, bei der jordanischen Hauptstadt Amman gelegene Siedlung Ain Ghazal (7250 - 5000 v. Chr.) ist für die dort gefundenen Gesichtsmasken (mit Gips ausgekleidete Menschenschädel) und bis zu lebensgroßen Gipsstatuen berühmt.

 

Die geplante Unterstützung einer Grabung in Tavium, einer der drei Hauptstädte der Galater in Anatolien, kam leider nicht zustande, da es bei diesem Projekt nicht zu einer Grabung gekommen ist. Die Projekte Megalith (Bibliographische Datenbank) und Hydra (Rettungsversuch der Zeitschrift Hydra, Working Papers in Middle Bronze Age Studies) konnten ebenfalls nicht umgesetzt werden.

 

Außerdem beteiligte sich der Verein an den Projekttagen der Altertumswissenschaften der Universität Heidelberg (1996 und 1997),  an der "Langen Nacht der Museen" (2003) und organisierte Fotoausstellungen in Heidelberg (1997) und in Bamberg (1998). Des Weiteren führte er in Zusammenarbeit mit dem Römermuseum Weißenburg die Ausstellung  „... im Lande Abrahams. Das Erbe altsteinzeitlicher Jäger - Beginn der mesopotamischen Mythenwelt?“ in Weißenburg durch (2000).

 

Höhepunkt all dieser Aktivitäten bildete die Ausstellung  Erste Tempel – Frühe Siedlungen. 12000 Jahre Kunst und Kultur. Ausgrabungen und Forschungen zwischen Donau und Euphrat anläßlich des zehnjährigen Vereinsjubiläums im Jahr 2005 in der Stadtbücherei Heidelberg. In ihr wurden die Fundorte Göbekli-Tepe, Pietrele, Tavium und der neolitische Fundplatz Ba'ja (Jordanien/8. Jt. v. Chr.) in Postern und Vorträgen vorgestellt. Abformungen von spektulären Funden wie T-Pfeiler und Skulpturen wurden gezeigt.

 

Im Rahmen des Vereinsjubiläums und im Zusammenhang mit der Ausstellung erfolgte auch die Herausgabe einer gleichnamigen Festschrift (Isensee Verlag, Oldenburg 2009). Ferner förderte der Verein einige Publikationen, darunter das Standardwerk zum Göbekli Tepe von Klaus Schmidt Sie bauten die ersten Tempel (Beck-Verlag, München 2006) und dessen Übersetzung ins Englische (ex oriente e. V., Berlin 2012).

 

Der unerwartete Tod des Grabungsleiters vom Göbekli Tepe und Ersten Vorsitzenden Klaus Schmidt im Juli 2014 war ein tiefer Einschnitt für den Verein, nach dem er sich neu orientieren mußte.

 

Im Jahr 2018 erfolgte eine Neubelebung mit neuen Projekten (Koumasa, Avren, Gedenkschrift Klaus Schmidt, Gedenkkolloquium), Veranstaltungen (Vorträge etc.) und Planungen (u. a. experimentelle Archäologie). Es besteht seitdem wieder eine enge Kooperation mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg.  


Text: Christoph Gerber, Karl-Heinz Halbedl. Seitenbearbeiter: Christoph Gerber, Karl-Heinz Halbedl