Ausflug zu den "Römern" nach dem am Odenwaldlimes gelegenen Neckarburken und dem am Weltkulturerbelimes gelegenen Osterburken (Samstag 19.09.2020)

Am 19.09.2020 haben wir uns am Heidelberger Hauptbahnhof zu unserem Ausflug in Kooperation mit Forum Antike (Freundeskreis zur Förderung der Klassischen Archäologie und des Antikenmuseums der Universität Heidelberg e. V.) nach Neckarburken und dem am Weltkulturerbelimes gelegenen Osterburken getroffen. Um ca. 10.00 Uhr kamen wir mit der S-Bahn in Neckarburken an. Eine Gruppe nahm den längeren Weg über den malerischen, möglicherweise schon auf die Römerzeit zurückgehenden Steg über das Flüsschen Elz zum Museum am Odenwaldlimes (Neckarburken). Die anderen begaben sich auf dem direkten Weg zu diesem Römermuseum.

 

Neckarburken

Dort angekommen, begrüßte uns Herr Dr. Christoph Gerber im Namen unseres Vereins, Frau Ulrike Marcks (Vorsitzende Forum Antike) und Herr Rudolf Landauer (Leiter des Museums am Odenwaldlimes/Luftbildarchäloge). Danach teilten wir uns in zwei Gruppen. Die eine Gruppe wurde von Herrn Rudolf Landauer durch das Museum am Odenwaldlimes geführt (Militärdiplom, Victoriaaltar des Numeruskastellbades, Jupitergigantensäulenbekrönung etc.). Die andere wurde von Herrn Dr. Karl-Heinz Halbedl durch das römische Bad der dritten berittenen Aquitanierkohorte geführt, von dem leider nur der Südteil freigelegt ist. Der nördliche Teil des Bades ist heute durch die Bundestraße 27 überbaut. Anschließend besuchte die Römermuseumsgruppe das Kastellbad und die Kastellbadgruppe das Museum am Odenwaldlimes.

Das Kohortenkastellbad besitzt die kanonischen drei Teile eines jeden Römischen Bades: Kaltbad (Frigidarium), lauwarmer Durchgangsraum (Tepidarium) und Warmbad (Caldarium). Daneben besaß es u. a. noch zwei Dampfschwitzräume (Sudatoria) und einen Umkleideraumm (Apodyterium/nicht erhalten). Es stand damals auch der Zivilbevölkerung (vicus) des römischen "Neckarburken" zur Verfügung. Auf dem Gebiet des heutigen Neckarburken gab es u. a. zwei Kastelle, das heute überbaute Kohortenkastell der dritten berittenen Aquitanierkohorte (ca. 480 Infantriesoldaten/ca. 120 Reiter) und das Numeruskastell der Elzbrittonen (Westtor freigelegt/ca. 150 Mann), das Kohortenkastellbad des Numerus (nicht freigelegt) und der dritten Aquitanierkohorte und ein Dorf (vicus). Gräber wurden bislang noch nicht entdeckt. Der wohl genauso wie die Kastelle zwischen 107 und 110 n. Chr. errichtete Odenwaldlimes wurde ca. 160/161 n. Chr. ca. 25 – 30 km nach Osten verschoben. Die Aquitanierkohorte wurde im Rahmen dieser Verschiebung nach dem heutigen Osterburken, unserem nächsten Ziel, verlegt. Der Numerus der Elbbrittonen in Neckarburken wurde möglicherweise erst zwischen 185 und 192 n. Chr. dorthin verlegt.

 

Osterburken

In Osterburken nahmen wir ein Vesper zu uns, während Dr. Jörg Scheuerbrandt, der Museumsleiter von Osterburken, uns begrüßte. Herr Rudolf Landauer bedankte sich im Namen von Forum Antike und ArchaeNova bei Herrn

Dr. Jörg Scheuerbandt für seine freundliche Aufnahme und seine Führungen mit einem Präsent. Anschließend führte er uns ins Kastellbad, das mit dem Kohortenkastellbad von Neckarburken fast identisch ist, und in den berühmten Weihbezirk der Benefiziarier.


Nach einer Erläuterung des in Osterburken gefundenen Mithrasreliefs (Kopie) erfolgte eine Führung durch das Annexkastell, dem angenommenen Sitz des ehemaligen Neckarburkener Numerus der Elzbrittonen spätestens seit 185/192 n. Chr. Das Kohortenkastell der dritten Aquitanierkohorte in Osterburken ist heute überbaut. Im Annexkastellgraben wurden mehrere Skelette und 9 Oberarme gefunden, welche von schweren Kämpfen Mitte des 3. Jh. n. Chr. zeugen. Das Ende des Obergermanisch-Rätischen Limes wird auf 259/260 n. Chr. datiert.

Danach konnte noch die sehenswerte Dauerausstellung des Römermuseums Osterburken besucht werden. Den Abschluss bildete ein gemütliches Beisammensein im Museumskaffee Osterburken. 16.36 Uhr ging es dann mit der S-Bahn heim.

 

Wir danken den Mitgliedern von Forum Antike für ihre Teilnahme und ihr Interesse, Dr. Jörg Scheuerbrandt, Rudolf Landauer und Dr. Karl-Heinz Halbedl für die interessanten Führungen, Frau Marcks für ihren Einsatz bei der Organisation des Ausfluges und allen, die zu dessen Gelingen beigetragen haben.

 

Text: Karl-Heinz Halbedl. Fotos: Rudolf Landauer, Christoph Gerber, Karl-Heinz Halbedl. Seitenbearbeiter: Karl-Heinz Halbedl, Carsten Casselmann