Ausflug zu der Ausstellung im Museum Herxheim: Jungsteinzeitlicher Ritualort Herxheim (Rheinland-Pfalz)

 

Rekonstruiertes, bandkeramisches Langhaus-Skelett im Bereich der ehemaligen Grabungsfläche in Herxheim
Rekonstruiertes, bandkeramisches Langhaus-Skelett im Bereich der ehemaligen Grabungsfläche in Herxheim

Am Samstag, dem 10.10.2020 fand unser zweiter Ausflug in Kooperation mit Forum Antike statt. Dieses Mal ging es nach Herxheim, vornehmlich ins "Neolithikum".

 

Um 10.45 Uhr trafen wir uns vor dem Museum in Herxheim. Zuerst organisierte Michael Heierling die Vorbestellung der Mittagsessen.

 

Anschließend begrüßten Dr. Karl-Heinz Halbedl für ArchaeNova, Frau Ulrike Marcks (Vorsitzende des Vereins Forum Antike) für Forum Antike und Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz) die Teilnehmer der Exkursion. Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz berichtete anschließend über die Entstehung des Museums in Herxheim.

 

 

Sonderausstellung "Veni Vidi Playmobil"

 

Dann wurde eine Gruppe der Teilnehmer Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz durch die Dauerausstellung, welche lange Jahre die bis 2011 dauernden Ausgrabungen in Herxheim leitete. Die andere Gruppe besuchte die Sonderausstellung im Museum Herxheim "Veni Vidi Playmobil", in welcher das römische Leben in der Pfalz mithilfe von Playmobilszenarien und Textbannern sehr schön veranschaulicht wurde. Sogar der Kriemhildenstuhl, ein römischer Steinbruch (um 200 n. Chr.) wurde berücksichtigt. Den Bezug zu Herxheim stellten römische Funde aus dem Herxheimer Bereich her.

 

Museumsdauerausstellung über die Bandkeramische Kultur

 

Herxheim ist ein Fundort der ersten Ackerbauernkultur in Mitteleuropa, der sogenannten Bandkeramischen Kultur, welche in Süddeutschland von ca. 5600/5500 bis ca. 5000/4900 v. Chr. dauerte und deren Hauptkennzeichen die mit Bandmustern verzierte Keramik ist. Das in Herxheim gefundene bandkeramische Dorf existierte von ca. 5300 bis 4950 v. Chr..

In einer an das Ende der Bandkeramischen Kultur zu datierende (ca. 5000/4900 v. Chr.) Grubenanlage traten u. a. bislang Skelettteile (Schädelchalotten etc.), meist mit Spuren von Gewalteinwirkung, von ca. 500 verschiedenen, regellos bestatteten Individuen (Erwachsene/Kinder), Mahlsteine, Tierknochen, Steingeräte und bandkeramische Keramik verschiedener Regionen zutage. Wie die in Herxheim gemachten Keramikfunde verschiedener Regionen und Strontium-Isotopenanalysen an Zähnen von ca. 100 Individuen nahelegen, stammten die regellos Bestatteten teilweise aus bis zu ca. 450 km entfernten Gebieten und aus granitreichem Bergland. Der Schwarzwald, der Harz, die Vogesen, der Taunus und andere Mittelgebirge könnten als Ursprungsgebiet der "Bestatteten" in Frage kommen.

 

 

Die Analysen zeigen somit auch, dass die Träger der Bandkeramik Mittelgebirge bewohnt haben. Zuvor glaubte man, dass die Träger der Bandkeramik nur bei den sehr fruchtbaren Lössbodenbereichen gesiedelt hätten. Bandkeramische Funde aus dem Mittelgebirgsbereich stehen bislang aus. Hier eröffnen sich für die Forschung ganz neue Perspektiven. Auch die Ursachen für das Ende der "Bandkeramischen Kultur" sind noch nicht in aller Gänze geklärt.

 

Schnittspuren auf in Herxheim gefundenen Menschenknochen weisen auf gezielte Entfleischung durch Menschen. Dies und Brandspuren an Schädeln und Knochen könnte auf Kannibalismus oder rituellen Kannibalismus weisen. Aber auch andere Interpretationen sind möglich (besonderes Ritual etc.).

 

Möglicherweise handelt es sich bei Herxheim -  wie auch die hier gefundene Keramik verschiedener Regionen nahelegen könnten - um einen Kultplatz von überregionalem Rang.

Nach Ende der Führung und Besichtigung wurde getauscht und die andere Gruppe besuchte die Sonderausstellung bzw. machte die Führung mit Dr. Andrea Zeeb-Lanz.

 

Drohnenvorführung

Nach den Besichtigungen im Museum führte Rudolf Landauer (Luftbildarchäologe) seine Hightechdrohne als weiteren Programmpunkt vor, zu dem er sich freundlicherweise kurzfristig bereit erklärt hatte. Er zeigt auf Fototafeln Beispiele von Drohnenfotos , erklärte die Funktionsweise seiner Drohne und führte sie vor. Zur Freude aller machte er zum Abschluss seiner Vorführung ein Luftbild von uns allen im Museumshof.

 

 

Ehemalige Grabungsfläche (Herxheim Gewerbegebiet)

Nach dem Mittagessen im Restaurant Galerie  fuhren wir zur ehemaligen, heute weitgehend überbauten bandkeramischen Grabungsstelle, wo Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz die Grabungssituation,  Lage (u. a. Doppelgrabenanlage) und anhand eines rekonstruierten, bandkeramischen Langhaus-Skelettes das im Museum Gesehene und Gehörte veranschaulichte und vertiefte.

 

 

Den würdigen Ausklang bildete ein gemütliches Beisammensein bei Kaffee und Kuchen im Eiskaffee Roma.

 

Wir danken allen Teilnehmern, vor allem aber den Mitgliedern von Forum Antike für ihr Kommen, Frau Dr. Andrea Zeeb-Lanz (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz) für ihre ausgezeichnete Führung und die Mithilfe bei der Organisation des Ausfluges, Herrn Rudolf Landauer (Lufbildarchäologe) für seine begeisternde Drohnenvorführung und Frau Ulrike Marcks (Vorsitzende des Vereins Forum Antike) für die Mithilfe bei der Organisation, Herrn Michael Heierling für sein Engagement und allen anderen Helfern und Unterstützern.

Text: Karl-Heinz Halbedl. Fotos: Prof. Dr. Reinhard Polke, Rudolf Landauer, Christoph Gerber, Karl-Heinz Halbedl. Seitenbearbeiter: Karl-Heinz Halbedl